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Awareness-Konzept für das Ovelgönnung-Festival 2024

Wir verstehen unter dem Begriff Awareness (eng.: Bewusstsein, Achtsamkeit) eine reflektierte Wahrnehmung diskriminierender, gewaltvoller Strukturen innerhalb der Gesellschaft. Damit einher geht für uns die Anerkennung der Tatsache, dass wir nicht garantieren können, derartige Strukturen und dadurch eventuelle Gewalterfahrungen auf unserem Festival zu vermeiden. Für die Veranstalter*innen leitet sich dadurch die Notwendigkeit dieses Konzeptes ab, um einen bestmöglichen Umgang bei eventuellen Übergriffen oder anderen zu Unwohl führenden Situationen zu gewährleisten. Denn die Ovelgönnung ist für alle, die in Frieden feiern wollen. Mit diesem Konzept tragen wir einen wichtigen Teil dazu bei.​​

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1. Unterstützung von Betroffenen​

Betroffene Personen können sich immer darauf verlassen, dass wir ihnen zuhören und das Erlebte niemals in Frage stellen oder bewerten werden. Unsere Arbeit ist parteilich und wir sehen es nicht als unsere Aufgabe, zu erarbeiten, wer in einer als übergriffig empfundenen Situation im „Recht“ ist, sondern im Sinne der betroffenen Person zu handeln. Wir respektieren dabei ihre Definitionsmacht! Ferner sind wir der Meinung, dass die Betroffenen meist am besten wissen, was sie brauchen und ihnen guttut und versuchen, dies zu ermöglichen.  Auf Wunsch isolieren wir die Person gerne vom Ort des Geschehens, um zur Ruhe zu kommen in unserem Safer Space.​​

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2. Safer Space​

Wir bieten Betroffenen einen Rückzugsraum an. Dieser wird möglichst abseits vom Zentrum des Geschehens gelegen sein, um ihn reizarm zu gestalten. In unserem Safer-space wird immer eine Person vom Awareness-Team zur Betreuung sein, Betroffene werden nicht alleine gelassen (außer, es ist deren Wunsch). Hier soll Ablenkung und Einkehr geboten werden. Dazu bieten wir Kissen und Decken, Getränke, Snacks, Hygieneartikel, Taschentücher, Fidget Toys und mehr. Alle Verbrauchsgegenstände stehen selbstverständlich kostenlos zur Verfügung. Durch die Nähe zum Sanitäter*innen- und Security-Zelt, kann auf Wunsch auch jederzeit und unmittelbar professionelle Hilfe hinzugezogen werden. Niemals aber ungefragt, außer die Situation geht über unseren Kompetenzbereich hinaus.​

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3. Awareness-Teammitglieder auf dem Gelände​

Unsere Teammitglieder werden immer pinke Warnwesten und in der Dunkelheit zusätzlich Lichterketten tragen. Während des Festivals werden stets zwei Mitglieder abwechselnd das Gelände patrouillieren und den Safer Space betreuen. Sollte einmal niemand vom Team in Sichtnähe sein, kann somit immer eine Person aus unserem Team beim Zelt gefunden werden. Die Security wird eng mit uns zusammenarbeiten und unser Hausrecht in unserem Sinne durchführen. Bitte nehmt Rücksicht darauf, dass unsere Awareness-Teamer*innen kein professionell geschultes Personal sind.​​

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4. Warum es cool ist, als Mann sein Shirt anzulassen​

Die Sonne strahlt, die Stimmung ist ausgelassen und spätestens beim Tanzen kommen wir alle ins Schwitzen. Völlig nachvollziehbar und selbstverständlich, da sein Shirt ausziehen zu wollen! Aber jetzt stell Dir mal vor, Du wärst auf einmal im Körper einer Frau. Auf einmal würde Dein “normales” Verhalten mit Starren, teils betont unauffälligen, teils gierigen Blicken beantwortet. Schlimmer noch, verdeckst Du nicht Deine Nippel, wäre es sogar strafrechtlich relevant. Dabei würdest Du genau so gern die Sonne auf deinem Oberkörper spüren wie deine Kumpels. Auf einmal würde Dir vielleicht bewusst werden, dass es ein Privileg ist, frei nach Lust und Laune darüber entscheiden zu können, sein Shirt auszuziehen. Und genau darum geht es: Sich seiner Privilegien bewusst sein, aware sein. Und es wäre auch völlig okay, wenn Dir das erst beim Lesen dieses Textes auffallen würde! Denn wir wurden alle mit sexistischen und erdachten Körpernormen erzogen und das zu reflektieren, ist ebenso wenig selbstverständlich wie als Frau öffentlich oben ohne sein zu können.

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Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Ovelgönnung ein solcher Freiraum wäre, sodass einfach alle Menschen oben ohne zusammen feiern. Leider ist das aktuell noch nicht möglich, denn unser Festival, so sehr wir uns das auch wünschen würden, existiert nunmal nicht abseits der Gesellschaft, sondern ist ein Teil von ihr. Wir als Veranstalter*innen haben uns dagegen entschieden, auf diese Problematik vorort mit repressiven Maßnahmen zu antworten. Dennoch würden wir uns nachdrücklich wünschen, dass Du Dich als Mann solidarisch zeigst und der Aufforderung, dein Shirt anzubehalten nachkommst.

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Und wenn Du das alles anders sehen solltest: Vielleicht reicht ja auch die Einsicht, dass es besonders auf einer engen Tanzfläche unangenehm für andere ist, sich an einem nacktem, verschwitzten Oberkörper vorbeizwängen zu müssen. 

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Deshalb wäre es cool und rücksichtsvoll, wenn Du als Mann dein Shirt vielleicht einfach anlassen würdest. Gemeinsam gegen das Patriarchat schwitzen!

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Darüberhinaus versuchen wir, immer auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Wenn ihr etwas benötigt, um euch bei uns wohlzufühlen, macht uns darauf aufmerksam! Lasst uns gemeinsam feiern, Spaß haben und dabei aufeinander Rücksicht nehmen.

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